Kunsttöpferei - Friedrich Festersen - Anlage 6

Kunsttöpferei Friedrich Festersen

(Berlin 1909 - 1922)

Anlage 6

Die Kunsttöpferei Nr. 2 (um 1908 bis 1916) und Friedrich Festersens Kunsttöpferei GmbH (1916-1922)

Unterlagen mit Angaben zur Gründung der Töpferei wurden bisher nicht gefunden. Die erschlossenen Quellen lassen einige Rückschlüsse zu, geben aber keine Gewissheit. Der Beginn der Produktion eigener Entwürfe lag möglicherweise im Jahr 1907 oder Anfang 1908. Wie konnte Friedrich, der offenbar über keine Ausbildung im Bereich Kunstgewerbe und Keramik verfügte, innerhalb kürzester Zeit einen derart erfolgreichen Betrieb aufziehen? Wer und was hat ihm dabei geholfen, über welche Verbindungen verfügte er?

Die ersten deutlichen Hinweise auf die Existenz von geschwämmelten Festersenwaren, wie sie kurz darauf von den „Deutschen Werkstätten“ vertrieben wurden, finden sich auf Abbildungen zu einem Bericht über die Neueröffnung des Möbelhauses Herrmann Gerson Berlin (Anlage 15) und einer Ausstellung von Typenmöbeln 1908 (Anlage 16).

Die Grundlage für diesen Erfolg muss in den Jahren zuvor aufgebaut worden sein. Sprich das neue Design für die Kunstkeramik entwickelt, die Werkstatt eingerichtet, Töpfer entsprechend dem künstlerischen Anspruch angelernt, Kontakte zum Vertrieb und zu den maßgeblichen Innenarchitekten geknüpft worden sein.

Noch 1907 wurde Friedrich Festersen im Zusammenhang mit der „Sonderausstellung neuzeitlicher deutscher Stein- und Töpferwaren“ im Königlichen Kunstgewerbe-Museum Berlin lediglich als Vertreter einer kleineren Bürgeler Keramikfirma benannt (siehe Bericht in der „Tonindustrie-Zeitung“1).

In der Literatur ist wenig über diese Ausstellung bekannt, die vom 4. Juni an für etwa 8 Wochen in den Sälen 9 und 10 im „Kunstgewerbemuseum“ lief und in der Ziervasen, Gebrauchsgeräte, Figuren, Fliesen, wetterfeste Baukeramiken u.a. von 32 Werkstätten (nicht aufgelistet), Künstlern und Fachleuten gezeigt wurden2.

Die Einträge in den Adressbüchern für Berlin dokumentieren die Entstehung nicht hinreichend genau. Der erste Eintrag in einem der Adressbücher, der auf eine mögliche Erweiterung des Geschäfts verweist, findet sich 1909 im Namensteil: Festersen, Friedrich: Porzellanwarenhandlung, Spezial Abteilung und Agentur in Bauerntöpferei, Kunstkeramik3. Hinter der neuen Ergänzung „Kunstkeramik“ und „Spezialabteilung“ könnten sich auch eigene Produkte verbergen. Bis 1908 war nur die Porzellanwarenhandlung unter Festersen verzeichnet.

1910 ist im Adressbuch eingetragen unter Festersen, Friedrich: Porzellanhdlg., Spez. Abt. u. Agent. i. Bauerntöpferei Kunstkeramik, W. Lützowstr. 31 pt. Kunsttöpferei Nr. 2 T VI 18720. In Berlin bestand bereits eine Kunsttöpferei Nr. 1.

Die Bezeichnung Kunsttöpferei Nr. 2 bleibt bis zum Adressbuch 1916 unter Festersen, Friedrich bestehen und wechselt auf Friedrich Festersen‘s Kunsttöpferei GmbH im Adressbuch für 1917.

Nach Angaben von Winfried Winnicke (Keramiksammler und-forscher, Berlin) sollen in der Anfangszeit zunächst in erster Linie Backformen hergestellt worden sein, daneben auch meist dickwandiges Gebrauchsgeschirr und Krüge, Vasen und Schalen aus Steinzeug4.

Dazu ein paar Anmerkungen, zumal das ganze ohne weitere Erläuterungen angegeben ist: Zwischen der Übernahme der Porzellanwarenhandlung 1905/06 und 1908 liegen nur wenige Jahre. Warum in den Jahren des Aufbaus der Kunsttöpferei auch noch eine Backformherstellung also simple Gebrauchskeramik aufziehen, die eine ganz andere Ausrichtung hat (möglichst gut & günstig, möglichst viel)? Vielleicht wurde ja eine Töpferei aufgekauft, die Backformen hergestellt hat? Oder handelt es sich um eine Fehlinterpretation des Eintrags in der Lützowstraße 2 bevor dort die Festersen-Töpferei einzog? Dort war eine Großhandlung für Küchlerei (Schwinnig) eingetragen. Küchler sind aber keine Kuchenformen, sondern (haltbare) Backwaren. Die als dickwandiges Gebrauchsgeschirr bezeichneten Waren scheinen auf den damaligen Betrachter eher als eine attraktive hochwertige Dekoration gewirkt zu haben, zumindest wenn damit die Stücke im Katalog der „Deutschen Werkstätten“ gemeint sind. Diesen Schluss lässt zumindest die auf den zeitgenössischen Fotografien dokumentierte Verwendung zu.

Es ist zu vermuten, dass Friedrich Festersen an einigen der zahllosen Ausstellungen und Messen teilgenommen hat, mehr als derzeit bekannt ist. Leider existieren für die meisten Veranstaltungen keine Ausstellerlisten mehr und wenn es welche gibt, sind sie unvollständig und geben nur einen groben Überblick, besonders im Bereich Keramik. Auf der „Großen Kunstgewerbeausstellung“ in Dresden 1906 ist er aller Wahrscheinlichkeit nicht gewesen. In keiner der bisher durchsuchten Quellen ist er verzeichnet oder gibt es einen Hinweis auf seine Waren.

Die Zusammenarbeit mit den „Deutschen Werkstätten“ begann Anfang 1909 oder kurz vorher. Dieser Zusammenarbeit verdankte Festersen vermutlich einen Großteil seiner Bekanntheit.

Die Berichterstattung in einschlägigen Magazinen, in denen Festersen auch namentlich genannt wurde, konzentrierte sich in den Jahren 1909 bis 1911 auf jene Festersen-Waren, die über die „Deutschen Werkstätten“ angeboten wurden.

Im Katalog „Kleingerät“ der Deutschen Werkstätten war auf 9 Seiten Festersenkeramik. Die dort abgebildete und zum Verkauf angebotene Keramik wurde in führenden Kunstgewerbe-Zeitschriften vorgestellt, „Die Kunst: Monatsheft für angewandte und dekorative Kunst/ Dekorative Kunst“, „Deutsche Kunst und Dekoration“, „The Studio -Year book of decorative arts“, Velhagen & Klasing und in Alexander Koch´s „Handbuch Neuzeitlicher Wohnungskultur, Band Speise-Zimmer“.

Festersen dürfte mehrere Vertriebsmöglichkeiten genutzt haben. Zum einen hatten für einen Teil seiner Waren die „Deutschen Werkstätten“ den Generalvertrieb übernommen. Diese verfügten über eigene Geschäftsstellen in deutschen Großstädten und betrieben auch Versandhandel.

Zum anderen nutzte er wie andere deutschlandweit tätige Firmen die Dienste von Vertretern. Über diesen Berufsstand im Zusammenhang mit dem Kunstgewerbe ist heute leider sehr wenig bekannt. Vermutlich vermittelte der Vertreter Geschäfte zwischen dem Hersteller und dem Einzelhandel und vertrat ihn auf Handelsmessen. Über den für Festersen tätigen Vertreter Hugo Lippmann konnte einiges in Erfahrung gebracht werden (siehe dort), über den zweiten, Carl Javurek, ist nichts bekannt. Ob es weitere Vertreter gegeben hat, ist ebenfalls nicht bekannt. Diese beiden Namen entstammen einem im Landesarchiv Berlin5 dokumentierten Verfahren im Zuge der Weiterführung der Kunsttöpferei nach Friedrichs Tod. Vertreter verkauften sehr wahrscheinlich auch direkt an den Endverbraucher, eventuell wurden vom Geschäft des Vertreters aus Bestellungen beim Hersteller aufgegeben, nachdem man sich Kataloge und Muster angeschaut hatte. Hugo Lippmann hatte z. B. ein sogenanntes Musterlager. Der Versandhandel hatte sich schon seit einigen Jahren dank der guten Eisenbahnverbindungen etabliert. Viele größere Warenhäuser gaben Verkaufskataloge heraus, aus denen die Kunden bestellen konnten. In Berlin gab es dutzende von Zeitungen, in denen man Werbung machen konnte, dazu kamen Ausstellungen und Messen.

Etliche Geschäfte und Privatleute besaßen um 1910 schon einen Telefonanschluss, so auch die Porzellanwarenhandlung der Festersens (siehe Adressbücher Berlin).

Um 1910 war Deutschland schon viel fortschrittlicher als man heute glauben mag. Einen guten Einblick in die damalige Zeit gibt das Buch von Gudrun M. König6 und die Dissertation von Bianca Berding7.

Die von Festersenwaren angesprochene Käuferschicht wird wohl in erster Linie bei der Mittelschicht, dem Bildungsbürgertum und anderen wohlhabenderen Gesellschaftsschichten und weniger beim Kleinbürgertum anzusiedeln sein. Vermutlich waren die über die „Deutschen Werkstätten“ vertriebenen Waren exklusiver und auch teurer. Dafür spricht, wo diese Waren damals zu finden waren: zum einen im Verkauf im Kaufhaus Gerson und dann in Landhäusern des Bildungsbürgertums, Arztpraxen, besseren Hotels, und auf Möbeln und in Raumausstattungen für die gehobenere Käuferschicht (siehe Abbildungen in Zeitschriften).

Dass man nicht die einfachen Leute als Käufer im Blick hatte, kann man wohl schon an der Lage des Geschäfts in der Lützowstraße und an der überwiegenden Herstellung von Dekorationsobjekten statt alltagstauglicher preiswerter Gebrauchskeramik ersehen. Die Waren des „Dürerbund“-Katalogs bzw. den offenbar in größerer Stückzahl produzierten Typ „prächtiges Pfauenauge“ könnten sich auch Kleinbürger geleistet haben; zumindest zählten sie zu dem vom Katalog angesprochenen Käuferkreis.

Nach einer Eidesstattlichen Versicherung vom 25. Juni 1916 durch Hugo Lippmann hat er bis zum Kriegsausbruch als Vertreter für Friedrich Festersen‘s Kunsttöpferei gearbeitet und 1913 einen Umsatz von 23.265,20 erzielt (Provision 3.458,89 Mark), 1914 (1. Sem.) einen Umsatz von 13.306,33 Mark (Provision 1.778,76 Mark). Der zweite Vertreter Carl Javurek hat in derselben Zeit folgendes Ergebnis erzielt: 1913 Umsatz 7.810,60 (Provision 1.562,12 Mark), 1914 (1. Sem.) Umsatz 5.306,15 Mark (Provision 866,42 Mark).

Der Umsatz der Firma „Friedrich Festersen Kunsttöpferei“ betrug somit im Jahr 1913 mindestens 25.000 - 30.000 Mark8.

Zum Umsatz der beiden Vertreter in 1913 von rd. 31.000 Mark müssen wohl noch die Erlöse aus den Absatzwegen hinzugerechnet werden, die von den beiden Vertretern sehr wahrscheinlich nicht abgewickelt wurden als da wären: Katalog des Dürerbunds, das Ladengeschäft und die Deutschen Werkstätten.

Über Hugo Lippmann könnte der Großteil der deutschlandweiten und internationalen Geschäfte gelaufen sein. Der „Dürerbundkatalog“ hatte eine hohe Reichweite, leider sind hier keine Zahlen bekannt. Ladengeschäft und Deutsche Werkstätten hatten eher wohl keinen so hohen Absatz.

Das Ladengeschäft, weil es wahrscheinlich ausschließlich Käufer aus dem Berliner Umkreis hatte, die „Deutschen Werkstätten“, weil heute kaum erhaltene Waren aus dem Katalog zu finden sind.

Geht man von einem Gesamtumsatz von rd. 45.000 Mark aus kann man über die produzierten Mengen spekulieren. Kleine bis mittelgroße Vasen und Krüge kosteten beim Dürerbund zwischen 3 und 5 Mark, viele Einzelstücke, größere Objekte, Aufsatzschalen und Sonderanfertigungen sicher um einiges mehr, die Teller waren dagegen wesentlich günstiger (Preise nach Katalog „Gediegenes Gerät fürs Haus“, Dürerbund 1912). Vasen und Krüge dürften, gemessen an den heute erhaltenen Stücken, die am meisten produzierten Waren gewesen sein, grob geschätzt 80%.

Kamen 50-60% des Umsatzes aus den Vasen und den Krügen, so kann man folgende Rechnung aufmachen: 60% von 45.000 sind 27.000, diese geteilt durch 4 sind 6.750 Vasen und Krüge in 1913.


 01
Arnold, Klaus-Peter: Vom Sofakissen zum Städtebau. Die Geschichte der Deutschen
Werkstätten und der Gartenstadt Hellerau, Dresden/Basel 1993, Seite 130


Bei 300 Arbeitstagen pro Jahr ca. 22 pro Tag. Dies sind aber rein spekulative Zahlen.

Nachdem Friedrich Festersen Ende 1915 verstorben war, gründeten Sonja Festersen als Gesellschafterin und der Kaufmann Hugo Lippmann, Berlin, letzterer Linkstraße 33-34, im Jahr 1916 eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung mit der Bezeichnung „Friedrich-Festersen’s Kunsttöpferei GmbH“. Sitz der Gesellschaft war in Berlin Lützowstraße 2. Der Zusatz GmbH taucht erst im Adressbuch des Jahres 1917 auf.

Zum Geschäftsführer wird der Kaufmann Hugo Lippmann ernannt (§9 des Gesellschaftervertrages). Die GmbH wird auf gemeinschaftliche Rechnung von Sonja Festersen und Hugo Lippmann geführt.

Über die Gründung der GmbH wird in mindestens zwei Zeitschriften der Keramikindustrie kurz berichtet. In der „Tonindustrie-Zeitung“ 1916 auf S. 618 (scheint eine Rubrik Kurznotizen zu sein) ist zu lesen: Die Firma ist eingetragen. Zweck: Herstellung und Vertrieb keramischer Erzeugnisse, besonders Vasen und Töpfe. Stammkapital: 20000 Mark. Geschäftsführer: Kaufmann Hugo Lippmann (Berlin- Friedenau).

Aus dem „Sprechsaal“ 1916, Bd. 49 S. 248 erfährt man, dass das Stammkapital 20.000 Mark betrug und der Wert der Sacheinlagen auf 10.000 Mark festgesetzt wurden (als Sacheinlagen werden genannt: Maschinen, Inventar, Utensilien, Rohmaterialien, halbfertige Fabrikate). Ebenfalls der Hinweis zum Zweck: besonders Vasen und Töpfe. Diese Quelle ist nicht vollständig erfasst und ausgewertet, nur das, was über Google zu sehen ist.

Während des 1. Weltkrieges und auch kurz danach dürfte die Firma einige Probleme zu lösen gehabt haben. Das Interesse an Inneneinrichtung und modernem Kunstgewerbe kann nicht besonders hoch gewesen sein. Die „Deutschen Werkstätten“ stellten z. B. ihre Möbelproduktion weitgehend ein und produzierten kriegswichtige Gegenstände. Darüber hinaus wurden viele männliche Arbeiter zum Kriegsdienst einberufen.

Wie Sonja Festersen diese schwierigen Zeiten gemeistert hat, ist nichts bekannt, auch nicht über die Zeit zwischen 1916 und 1922. Die erhaltenen Exponate lassen vermuten, dass Sonja Festersen keinen Weg gefunden hat, mit der Entwicklung der Nachkriegszeit Schritt zu halten.

Nach dem 1. Weltkrieg gab es auch weiterhin Künstler, die mit handgetöpferten Waren am Markt bestanden, aber das Interesse und die Aufmerksamkeit richtete sich mehr und mehr auf das Design in der industriellen Massenproduktion.

Das Fehlen von zukunftsweisenden Entwürfen, die den Geschmack der Käufer trafen, dürfte dann auch zum Ende der Töpferei 1921/22 geführt haben. Hinzu kommt, dass Hugo Lippmann wohl an zunehmenden gesundheitlichen Problemen litt. Die allgemeine wirtschaftliche Lage in Deutschland war nach dem Krieg nicht gut, aber sicher noch nicht so desaströs wie zur Hochzeit der Inflation 1922/23.

Im Adressbuch von 1922 steht bei der Kunsttöpferei (unter Festersen) explizit: in Liqui.9 (also wohl in Liquidation). Wegen der Vorlaufzeit eines Adressbuches kann man zu dem Schluss kommen, dass man bereits zur Drucklegung 1921/Anf. 1922 wusste, dass man in Liquidation ist oder sicher sein wird.

Liquidation ist nicht automatisch gleichbedeutend mit Insolvenz. Es bedeutet nur, dass eine GmbH abgewickelt wird. Sie müssen nicht in Konkurs gegangen sein. Im Straßenverzeichnis ist bereits im Adressbuch für 1920 unter der Lützowstr. 2 keine Kunsttöpferei mehr eingetragen. Möglicherweise hat man 1919 die Produktion auslaufen lassen und bis 1921 nur noch Restbestände verkauft.

1908: Bisher früheste Abbildungen von Festersenkeramik in einem Bericht über die Umgestaltung des Kaufhauses Gerson Berlin, September 1908. Außerdem auch in einer Ausstellung von Typenmöbeln von Bruno Paul.

1907/1909: vermuteter Beginn der Zusammenarbeit mit dem Vertreter Hugo Lippmann.

Anfang 1909: Beginn der Zusammenarbeit (Verkaufstätigkeit) mit den „Deutschen Werkstätten“.

1909: 20. Oktober. Aufnahme in den „Verein für deutsches Kunstgewerbe“ Berlin.

1909-1914: „Deutsche Werkstätten“ haben den Generalvertrieb für die im Katalog „Kleingerät“ abgebildeten Festersenwaren.

um 1909/10: 9 Seiten Festersenkeramik im Katalog „Kleingerät“ der „Deutschen Werkstätten“.

1909-1911: Abbildungen aus dem Katalog der „Deutschen Werkstätten“ werden in 5 Zeitschriften abgedruckt.

1908-1914: mutmaßlich von Festersen hergestellte Stücke sind auf Fotografien von Inneneinrichtungen und Verkaufsräumen an 18 verschiedenen Stellen aus den führenden Kunstgewerbezeitschriften identifizierbar. Festersen wird mehrfach namentlich erwähnt, Teilnahme an Ausstellungen.

1909/10: Die Werkstatt in der Lützowstraße 2 ist im Adressbuch für 1910 eingetragen.

Die Angaben zu Friedrich Festersen im Adressbuch für 1910 ist um Kunsttöpferei Nr. 2 ergänzt. Der Eintrag ist wie folgt: Festersen, Friedrich [ ] W35 Lützowstraße 31 T. VI 18720. Kunsttöpferei Nr. 2 T.

1910/11: Die „Spezial Abteilung und Agentur für Bauerntöpferei“ ist im Adressbuch für 1911 nicht mehr aufgeführt und das bleibt in den kommenden Jahren. F. Festersen wohnt nun in der Magdeburger Str. 11, wo er laut einem Bericht in „Daheim 1914“ sein Atelier und großes Lager betreibt.

1910: Teilnahme an der Weltausstellung in Brüssel, F. Festersen erhält eine Goldmedaille.

1912: Dürerbundkatalog „Gediegenes Gerät fürs Haus“.

1915: Friedrich Festersen meldet sich im April zum freiwilligen Kriegsdienst und stirbt im November.

1916: Gründung der „Friedrich Festersen’s Kunsttöpferei“ GmbH, Sitz: Lützowstraße 105, die Werkstatt zieht nicht um.

1915/16: Sonja Festersen zieht von der Magdeburger in die Genthiner Straße 17.

1915-1922: Es wurden keine Berichte über Festersen in Zeitschriften gefunden, nur 3 Abbildungen von Inneneinrichtungen mit Festersenkeramik, davon 2 in Bauten, die vor dem Krieg gebaut wurden, keine Ausstellungen.

1919/20: Die Töpfer-Werkstatt in der Lützowstr. 2 stellt vermutlich ihren Betrieb ein.

1921/22: Die GmbH geht in Liquidation.

 02

Postkarte aus den 30er Jahren, Quelle eBay/Stade Auktionen.
Weißer Punkt Lützowstr. 31
Schwarze Pfeile: auf der Postkarte

Lützowstraße

Büro, Laden und Werkstatt der Festersens konzentrierten sich auf das östliche Ende der Lützowstraße. Die Lützowstraße Nummer 31 liegt auf der Höhe des Magdeburger Platzes an der Ecke zur heutigen Kluckstraße (um 1935 umbenannt), damals Magdeburger Straße. Zu Festersens Zeiten gehörte das gesamte Eckhaus zur Lützowstraße, später nur noch die Front in Richtung Magdeburger Platz. Der Verlauf der Hausnummerierung ist weitgehend gleich geblieben.

Die Nummer 2 und die Nummer 105 liegen sich fast gegenüber ganz am östlichen Ende der Straße. Nummer 31 und 105 sowie ein Großteil der Gebäude in der Lützowstraße wurden im 2. Weltkrieg zerstört10.

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In der Gegend mischten sich damals Wohnen und Arbeiten, also Wohn- und Gewerbebebauung. Die Häuser waren großzügig, gutbürgerlich bis herrschaftlich und Mitte-Ende des 19. Jahrhunderts erbaut. Um den Lützowplatz am westlichen Ende der Lützowstraße erstreckte sich das Lützowviertel, das einstige Zentrum des kulturellen Zentrum Lebens im „Alten Westen“11. Schon um 1900 war es bei Künstlern sehr beliebt und erlebte seine Blütezeit um 193012. Es war definitiv eine der besseren und spannenderen Gegenden Berlins.

In der näheren Umgebung der Festersens hatten größere und kleinere Verlage ihren Sitz, 1910/11 wurde das Maggihaus auf den Grundstücken 102-104 gebaut. In der Nummer 32 zog die Galerie Neumann Nierendorf ca. 1925 (u.a. Dix, Nolde, Heckel) ein. Im Hinterhof der Nummer 6, das Vorderhaus ist bis heute erhalten, war von 1896-1913 die bedeutende Werkzeugmaschinenfabrik Fritz Werner AG ansässig13. Und viele weitere Geschäfte, Gewerbe, Fabriken, Verlage.

Porzellanwarenhandlung Lützowstraße 31

Bevor Friedrich den Laden übernahm, war Heinrich Festersen Geschäftsinhaber. Leider ist unklar, in welchem verwandtschaftlichen Verhältnis man stand. Die Übernahme des Ladens durch Friedrich hat sich vermutlich um 1905/06 vollzogen14. In diesem Haus haben die Festersens wahrscheinlich auch gewohnt bis 1910/1911.

Von dem Geschäft existiert ein Foto, das vermutlich zwischen 1907 und 1909 aufgenommen wurde. Darauf deutet die Schrift über dem Laden hin „Bauern-Töpfe“ = Zeitraum in dem Festersen als Agentur für Bauerntöpferei tätig war.

04
Quelle Histomap Berlin Karte Straub 1910

05
Das Eckhaus hinter den Bäumen ist die Lützowstr. 31. Postkarte gelaufen um 1902


06 

Ansichtskarte Blick aus der

Lützowstraße / Ecke Magdeburger Platz in die Genthiner Straße Richtung Süden.

Und obwohl es kaum möglich ist, die Keramik in den Schaufenstern zu identifizieren, so lässt sich kein einziges größeres geschwämmeltes Objekt erkennen. Der Laden wirbt mit Töpfereien, Porzellan, Gebrauchsgeschirr, Steingut und Glas, die Schaufenster sind überschrieben mit: Bauern-Töpfe, Kunst-Keramik, Tonwaren, Kochgeschirr.

Es liegen keine Angaben vor, was im Laden genau verkauft wurde. Man darf annehmen, dass es sich nicht nur um simple Gebrauchskeramik gehandelt hat, sondern auch um bessere Waren für einen betuchteren Käuferkreis, der sich teurere dekorative Stücke leisten konnte.

Welche Porzellanmarken geführt wurden, ist nicht bekannt. Der Laden hatte auch einen Eintrag im Branchenverzeichnis unter Glas- Kristall- und Porzellanwaren, dort ebenfalls nur als Porzellanwarenhandlung bezeichnet. In den 20er Jahren erweiterte Festersen sein Angebot um Glaswaren und der Laden führte u.a. auch Erzeugnisse von Johann Lötz Ww15. Die eigene Werkstatt bestand zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr.16

In den Adressbüchern (Namensteil unter Festersen) sind im Zusammenhang mit der Porzellanhandlung verschiedene Bankkonten angegeben. Was lässt sich daraus schließen, dass man solche Konten angab und kann man darüber noch Unterlagen finden? Nach dem Tod von Friedrich übernimmt Sonja den Laden. Ihre Geschäftstätigkeit dürfte um 1931 geendet haben.17

Büro der Kunsttöpferei ab 1917/18 Lützowstraße 105

Das Gebäude grenzt direkt an das 1910/11 gebaute Maggihaus an und ist auf alten Postkarten zu einem kleinen Teil zu sehen. Das Maggihaus wurde in der Nachkriegszeit wieder aufgebaut, die benachbarten Gebäude durch Neubauten ersetzt.

Die Adresse wurde erst um 1917/18 bezogen, also nach Gründung der GmbH. Im Adressbuch für 1918 ändert sich die Adresse von Hugo Lippmann (Vertretung für Kunstgewerbe und Luxuswaren) auf diese Hausnummer und bleibt dort bis 1927 (Namensteil unter Lippmann). Ebenfalls im Namensteil ändert sich 1918 der Eintrag für die Festersen‘s Kunsttöpferei von der Lützowstr. 2 auf die 105. Auch im Straßenverzeichnis findet die Änderung erst im Adressbuch für 1918 statt. Lippmann und die Töpferei sind zwei getrennte Einträge.

Magdeburger Straße 11

Ab 1911 taucht im Berliner Adressbuch im Namensteil als Zusatz bei Festersen, Friedrich die Wohnadresse Berlin W 35, Magdeburger Str. 11 auf.

Nach einem Artikel in der Zeitschrift „Daheim“ (Juni 1914, 50. Jahrgang, Heft Nr. 38 vom 20.6.1914, S. 26-27) hatte er hier auch „sein Atelier und sein stattliches Lager“.

Der Eintrag im Straßenteil des Adressbuchs von 1911-1914 lautet: Festersen, F. Fabrikbes. 1915 fehlt er bereits. Laut einer Anzeige in „Die Porzellan- und Glashandlung“ 1914 befand sich in der Lützowstr. 2 das Musterlager. Möglicherweise liegt hier eine Verwechslung von Seiten des „Daheim“-Verlags vor.

Die Magdeburger Straße heißt heute Kluckstraße und die Nummerierung wurde geändert. Die frühere Nummer 11 ist heute nicht mehr erhalten, es stehen dort ein Nachkriegsbau mit der Nummer 32+34. Die Nummer 36, die weiter südlich von der ehemaligen Nummer 11 liegt, ist ein älteres Haus aus der Gründerzeit (siehe HistoMap Berlin und Google Maps).

Genthiner Straße 17

In dieses Haus zogen die Festersens um 1915 (im Adressbuch für 1916 sind sie bereits in der Genthiner Str. 17 eingetragen). Die Genthiner Straße verläuft westlich am Magdeburger Platz entlang und ist heute anders nummeriert als 1910. Heute steht im Bereich der ehemaligen Nr. 17 ein gesichtsloser Neubau mit der Nr. 38.

1922 wohnt Sonja weiterhin dort (Eintrag als Festersen, Sonja Kfm.). Zwischen 1923 und 1930 zieht Sonja weg, wohin und wann genau, wurde bisher nicht überprüft. Im Adressbuch für 1930 wohnt dort kein Festersen mehr.

Im Adressbuch sind auch die Berufe der anderen Hausbewohner angegeben. Vergleicht man diese mit denen der Magdeburger Straße, dann könnte man meinen, in der Genthiner Straße hätten wohlhabendere Leute gewohnt.

Werkstatt & Produktion

Festersen hatte sich bereits Mitte 1908 so weit etabliert, dass ein namhafter Architekt wie Albert Gessner seine Waren für Raumausstattungen verwendete. Der Weg dahin und somit auch die Warenproduktion wird sehr viel früher begonnen haben, denkbar wäre bereits 1907. Über die Zeit vor 1909 liegen leider keine Daten für die Werkstatt vor.

Seit langem bekannt ist, dass Festersen in der Lützowstraße 2, vermutlich in einem der Fabrikgebäude im großen Hinterhofbereich, seine Töpferwerkstatt hatte. Der erste Eintrag Adressbuch Berlin im Straßenverzeichnis kann für 1910 belegt werden.18 Dieser Eintrag bleibt bis zum Ende der Töpferei um 1919/20 bestehen. Eine Töpferei war dort zumindest seit 1900 nie verzeichnet. Unklar ist, ob die Töpferei dort von Anfang an ihre Räume hatte. Eine Ungenauigkeit bei den Einträgen ist denkbar.

Eine verspätete Eintragung ist eine Möglichkeit, eine andere ist: es wurde vorher woanders produziert. Dafür spricht, dass erst um 1908/1909 zwei größere Betriebe die Lützowstraße 2 verlassen, d.h. vorher ist dort eventuell auch kein Platz gewesen. Der Verlag Fleischel & Co zieht weg und Dr. Adolf Hesekiel, Handel und Herstellung von Fotobedarf, beendet seine Tätigkeit19.

Möglicherweise befand sich die Töpferwerkstatt am Anfang woanders oder Festersen ließ seine Entwürfe bei einer anderen Töpferei produzieren. Im Branchenverzeichnis des Adressbuchs Berlin stehen damals unter „Töpfer“ über 300 Einträge, davon 4 in der Lützowstraße (1905, 1908 und 1910 ist davon keiner in der Nummer 2 sondern 8, 42, 87 und 104).

Karl Lindner übernahm 1922 die Töpferei und richtete eine „Werkstatt für Ofen- und Kaminbau“ ein. 1926 wurde die Werkstatt schließlich von den „Oranienburger Werkstätten Körting, K. G.“ übernommen, die ihren Betriebssitz von Oranienburg in die Stadt verlegten. Sie fertigen dort bis 1931 Gebrauchs- und Zierkeramik20.

Im 2. Weltkrieg wurde ein Großteil der Häuser in der Lützowstraße schwer beschädigt, von den Nr. 2-5 standen nur noch Hinterhofhäuser (siehe HistoMap Karten). Davon fielen viele der Modernisierung in den 1980er Jahren zum Opfer, die Bebauung der Nr. 2 wurde 1982 abgerissen.

Aus der Nachkriegszeit sind Gebäudeaufnahmen aus dem Bereich Nr. 2/3 bekannt. Es lässt sich nicht feststellen, welche Gebäude es sind und ob diese noch aus der Zeit von Festersen stammen. Man beachte die leicht veränderten Grundrisse.

07

Karte von 1910
Quelle: Kartenmaterial HistoMap, Berlin

08

Von der Lützowstr. 2 liegen bisher keine Fotografien vor, die einschlägigen Archive besonders in Berlin sind allerdings noch nicht besucht worden.

Die Hinterhöfe waren z. T. sehr ausgedehnt und untereinander verbunden. In der Lützowstr. 6 befanden sich bis 1916 die Fabrikanlagen der Fritz Werner AG21, deren Fabrikhinterhöfe sich bis zur nächsten Querstraße, der Flottwellstraße, erstreckten. Aus der Zeit um 1910 gibt es eine Aufnahme aus den Hinterhöfen der Fritz Werner AG, so ähnlich könnte es auch in der Nr. 2 ausgesehen haben.

Über die Anzahl der Mitarbeiter gibt es keine belegbaren Informationen. Die in zahlreichen Gefäßböden geritzte oder gestempelte Zahl (die Böden sind ja in der Regel abgezogen und nicht glasiert) gibt keinen Hinweis auf die Zahl der Töpfer oder DekormalerInnen. Die bisher höchste belegte Zahl ist die „21“. Diese Zahlen sind in der Regel Größenangaben, falls Serien produziert worden sind (also beispielsweise die Nummer 1 immer das kleinste Exponat einer Serie).

„In der Familie Festersen ist überliefert, dass die angeworbenen Handwerker (Töpfer und Malerinnen) allesamt aus dem Bunzlauer Töpfergebiet in Niederschlesien stammen.“ Theis 2009 nach Auskunft von Peter Festersen (Schwerin), Friedrichs Enkel.

Sowohl die Leitung der „Deutschen Werkstätten“ als auch des „Dürerbund“ vertraten sozialreformatorische Ideen. Die Lebensbedingungen der einfachen Arbeiter sollten verbessert und ihre Arbeit aufgewertet werden, der Lohn sollte ausreichend und nicht ausbeuterisch sein. Man darf davon ausgehen, dass Festersen diese Vorstellungen in seinem Betrieb zumindest teilweise umsetzte.

09

Elektrisch angetriebener Tonschneider (Kunsttöpferei Fr. Festersen)
Quelle: Mitteilung Berliner Elekticitäts-Werke 1911, S. 77.

Einen interessanten Einblick in den Keller der Töpferei gibt ein Bericht von 1911. Aufschlussreich dürften hier die folgenden Aspekte sein: Der ganze Bericht deutet darauf hin, dass ein Elektromotor zur Tonaufbereitung 1911 noch eine Besonderheit war. Festersen hatte hier also moderne Maschinen im Einsatz. Die Angaben zu der Maschinenleistung und Größe gibt im Grunde einen Hinweis auf die Kapazitäten des Betriebs. Leider fehlen die Kenntnisse, um hier Vergleiche anzustellen. In dem sehr kurz gehaltenen Bericht steht: „Hier treibt ein 5 PS-Motor einen Tonschneider, der zur Zerkleinerung und zum Kneten von Steinzeugmasse für freigedrehte Gefäße und baukeramische Zwecke dient. In einer Stunde werden hier etwa 250 kg Tonmasse verarbeitet. Die Trommelmühle die - wie unser Bild auf dieser Seite zeigt - gleichzeitig mit dem Tonschneider eingeschaltet ist, dient zum Mahlen von Gießmassen aus Porzellan oder Steinzeugmasse; ihre Stundenleistung beträgt 150 kg.“22

Ob sich der Hinweis auf „Baukeramische Zwecke“ auf die Festersentöpferei oder nur auf die Eigenschaften der Maschine bezieht, ist nicht ganz klar, ebenso bei der Gießmasse aus Porzellan. Beides ist für Festersen nicht nachgewiesen. Festersen betrieb 1911 also eine leistungsfähige Maschine, die der Herstellung von Gusskeramik diente. Dieser Punkt ist deswegen so auffällig, weil nur wenige gegossene Stücke bekannt sind.

Bei diesem Verfahren wird die Tonmasse in eine Negativ-Form gegossen, die aus 2 Hälften zusammengesetzt ist. Darin trocknet die Masse an und die Form kann herausgenommen werden. Wo die beiden Hälften zusammentreffen, bildet sich eine feine Linie, die verstrichen werden muss. Man kann sie aber oft noch am fertigen Gefäß wahrnehmen. Die Masse selbst ist feiner als die für gedrehte Gefäße. Die Böden können glasiert werden, was das Gefäß wasserdichter macht.

Außerdem ist das Verfahren effektiver, es können mehr Gefäße pro Zeit hergestellt werden. Für die Erstellung der Negativ-Formen war in der Regel ein speziell ausgebildeter Modelleur zuständig. Auch ein anderer Bericht von 1914 weist darauf hin, dass die Angestellten von Festersen in der Herstellung von Gusskeramik ausgebildet waren und mit der Gießbüchse (für Malhorndekore = Schlickerdekor) umgehen konnten23.

Nicht bekannt ist, woher Festersen den Ton bezog. Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass er aus Bunzlau oder der Oberlausitz stammte. Die guten Eisenbahnverbindungen machten dies möglich.

Verwendung fand meist ein heller, weißlicher oder beigefarbener bis grau brennender Steinzeugton, jedoch gibt es auch Belegstücke mit rot brennendem Ton. Schon 1909 im Katalog „Kleingerät“ ist eine Vase mit einem dunkleren Scherben abgebildet.

Markenzeichen der jungen Berliner Firma wurde eine seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Bunzlauer Raum weitverbreitete „bäuerliche“ Dekorationstechnik, das sogenannte „Schwämmeln“ von Pfauenaugen.

Mittels in verschiedene Formen geschnittener Schwämme wird eine meist blaue oder grüne Schlickerfarbe auf das zu dekorierende, schon einmal gebrannte Objekt getupft und danach mit einer transparenten brennenden Glasur überzogen und nochmals gebrannt.24 Theis 2009, S. 12: „ Zum Beispiel lieferte Liselotte Buro - eine Freundin der Familie - Reste aus der Produktion ihres Lederwarengeschäfts für die Übertragung von Stempeldekoren. (freundliche Auskunft von Peter Festersen).“ Die Schwämme für den Schwammdekor konnte man damals über den Handel beziehen, ebenso alle anderen Gegenstände für eine solche Töpferei. In der Familie ist aber auch überliefert, dass Friedrich Festersen‘s Sohn Hans Heinrich, Kinderlähmung hatte und lederummantelte Beinschienen trug. Aus diesen alten Beinschienen wurden Lederlappen zum Schwämmeln erstellt.

In Form gedrehte Teller und gegossene Zierdosen, die Festersen mit Schwammdekoren gestaltete, kamen von Villeroy & Boch. Dafür sprechen die rautenförmigen Blindstempel auf heutigen Exponaten, die für die Fabrik in Dresden nachgewiesen sind. Im Archiv von Villeroy & Boch findet sich allerdings kein Hinweis auf eine intensivere Zusammenarbeit mit der Kunsttöpferei.

Unklar ist derzeit, aus welcher Produktion die beiden Henkelvasen stammen – die zwar vom Dekor und der Form von Festersen stammen, aber eine bisher nicht identifizierbare Marke (unter Glasur) am Boden, der glasiert ist, tragen. Das deutlich erkennbare Lothringer Kreuz (auch Patriarchen-Kreuz) deutet auf eine Herkunft aus Lothringen, allerdings war es nicht unüblich, daß Firmen wie Kunstgewerbehäuser u.a. bei Keramikproduzenten Gefässe mit den eigenen Firmenmarken bestellten.

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  Ba-Fe 502    Ba-Fe 501

Utzschneider et Cie, Sarreguemines

Großes Tablett aus der seltenen Serie " Opaque / Mousse "

SCHWÄMMELDEKOR / PFAUENAUGE

Wunderbares, großes Tablett - Antik - Original um 1900

Handbemalt ! - aus der seltenen Sarreguemines Jugendstil-Serie "Mousse" (mitunter auch als "Festersen"-Service bezeichnet)

36 x 25, 5 cm

Unterseitig gemarkt "Sarreguemines" "Mousse"

20221227 113430 8perc 20221227 113600 8perc 20221227 113712 8perc


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Dr. Heide Rezepa-Zabel recherchierte für etliche Waren den Hersteller und fand bei Utzschneider & Cie, Sarreguemines ein
entsprechendes Service aus der Opaque Serie (Qualitätsstufe) mit diesem Dekor. Bei ihr findet sich auch der Hinweis, dass dieses
Service zuvor fälschlich als Festersen-Service bezeichnet wurde.




Emile Decker, Université du Luxembourg

1790, zu Beginn der Französischen Revolution, richteten drei Tabakhändler aus Straßburg, die Brüder Nicolas und Augustin Jacoby sowie Joseph Fabry, in einer Ölmühle in Saargemünd eine kleine Fayencemanufaktur ein.

Zu Beginn beschäftigt die Manufaktur etwa zwanzig Arbeiter und besitzt nur einen einzigen Ofen. Es wird feines Steingut, das sogenannte Cailloutage, hergestellt. Die Besitzer stoßen auf Schwierigkeiten.

Im Jahr 1800 verkaufte Nicolas Jacoby seine Anteile an der Firma an Joseph Fabry und Paul Utzschneider, einen Bayern, der sich in Straßburg niedergelassen hatte.

Letzterer war ein ausgezeichneter Keramiker und führte in Saargemünd Techniken ein, die er auf einer Studienreise in England beobachtet hatte.

Seine Produktion fand auf den nationalen Ausstellungen Beachtung, wo er zahlreiche Goldmedaillen gewann. Sein hartem Stein nachempfundenes Steinzeug, wurde von Kaiser Napoleon I. geschätzt, der 1812 mehrere Vasen in Auftrag gab. 1836 zog sich Utzschneider aus der Geschäftsführung zurück, die nun seinem Schwiegersohn Alexandre de Geiger übertragen wurde. Dieser führt das Werk seines Vorgängers fort.

Er führte 1838 eine Annäherung an die Manufaktur Villeroy&Boch durch. Die beiden Unternehmen ziehen es vor, die Märkte aufzuteilen, anstatt miteinander zu konkurrieren.

Die Manufaktur profitiert von bedeutenden Investitionen, es werden zahlreiche Fabrikationsgebäude errichtet: 1855 und 1862 am Stadtrand in Richtung Steinbach, 1869 dann auf der anderen Seite der Saar.

Das Stadtbild ist zu diesem Zeitpunkt stark geprägt durch die Werksgebäude. Die Manufaktur wurde eine der größten Fayencefabriken Europas.

1871, nach dem Frankfurter Vertrag und dem Anschluss Lothringens an Deutschland, verließ Alexandre de Geiger Saargemünd und zog nach Paris.

Die Geschäftsführung wird nun von seinem Sohn Paul übernommen. Um den französischen Markt zu erhalten, gründete dieser Filialen 1877 in Digoin und 1881 in Vitry.

Tafelgeschirr, Dekorationsgegenstände aus "Majolika" und Wandpaneele hatten einen großen kommerziellen Erfolg. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigt das Unternehmen fast 3000 Arbeiter. Paul de Geiger stirbt 1913.

Im selben Jahr wird Utzschneider et Cie in zwei Unternehmen aufgeteilt: eines auf deutschem Gebiet und das andere in Frankreich.

Nach dem Ende des ersten Weltkriegs im Jahr 1919 wurde das Unternehmen unter dem Namen Sarreguemines - Digoin - Vitry-le-François (SDV) wieder zusammengeführt. Es wurde von den Mitgliedern der Familie Cazal verwaltet.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Fayencefabrik unter Sequester gestellt. 1942 wurde ihre Verwaltung bis 1945 Villeroy & Boch anvertraut.

1979 wurde die Manufaktur von der Gruppe Lunéville - Badonviller - St Clément aufgekauft. Sie gab die Herstellung von Geschirr auf und widmete sich der Fliesenherstellung. Im Jahr 1982 wird sie in Sarreguemines Bâtiment umbenannt.

https://gr-atlas.uni.lu/index.php/de/articles/wi55/ce959/lo1166/ut1093

 


Anhand heute bekannter, gestempelter oder anderweitig eindeutig Festersen zugewiesenen Objekte kann man folgende Herstellungsverfahren nachweisen:

frei gedrehte Gefäße: Krüge, Kannen, Schalen, Vasen, Henkelvasen
gegossene Gefäße: Krug und Henkelvasen
Was ist mit der Aufsatzschale, der Bowle? Gibt es in Form gedrehte Stücke?
Zu klären: die Herstellungsweise der Blumensäulen vom Scharwenka Landhaus

In der Zeitschrift „Daheim“ (Juni 1914, Heft Nr. 38) heißt es in der Rubrik „Frauen-Daheim“ unter Besuch „Vom Topfmarkt“: „Als Material verwendet dieser Kunsttöpfer (Friedrich Festersen) Feinsteinzeug, so hoch gebrannt, daß es vollständig wasserdicht und wetterfest ist, die Vasen, von denen jede in jedem, auch im allergrößten Format zu haben ist, können also auch unbeschadet im Freien stehen und dem Wetter trotzen. Die Formen werden auf der Töpferscheibe freihändig gedreht, in den verschiedenartigsten Formen, und jede Form wie gesagt, auch in verschiedenen Größen, von ganz kleinen bis zu ein Meter Höhe und darüber.“

Festersenwaren werden als „hartgebrannt“ bezeichnet. (Arnold 1993, S. 299)
„Festersen verarbeitet eine ziemlich grobe Masse“ S. 181: Breuer, Robert: Deutsche Werkstätten für
   Handwerkskunst Dresden und München, S. 165-181 in Deutsche Kunst und Dekoration. 24.1909

skd dresden online katalog: Beschreibung einer Festersen-Henkelvase aus dem Kleingeräte Katalog 1909
   http://skd-online-collection.skd.museum/de/contents/show?id=1232439
   Material und Technik: Feinsteinzeug, reduzierend gebrannt, beigeweißer Scherben; beige Feldspatglasur mit
   kobaltblauem Schwämmeldekor auf olivgrün getupftem Fond.
Unter dem Angebot der Festersentöpferei im Dürerbund-Katalog „Gediegenes Gerät“ steht: „Es gibt im Handel
   Geschirre mit ähnlichem Schmuck zu billigeren Preisen. Die Festersentöpferei übertrifft diese in Form und
   Muster. Sie zeichnet sich besonders durch Farbenfrische aus.“

Ausstellungen

Über die Jahre nahm die Kunsttöpferei an Ausstellungen und Messen teil. Die Liste ist mit Sicherheit unvollständig. Besonders in den Jahren 1907-1915 dürfte Festersen besonders in Berlin an weiteren Ausstellungen teilgenommen haben.

1907: „Sonderausstellung neuzeitlicher deutscher Steinzeug- und Töpferwaren im königlichen Kunstgewerbe-Museum zu Berlin”.25

1909: Vorweihnachtszeit, München. „Ausstellung für angewandte Kunst am Odeonsplatz“ Gemeinschaftsausstellung „Deutsche Werkstätten“ und „Vereinigte Werkstätten“. Leitung der Ausstellung: Karl Bertsch & Adelbert Niemeyer.

1910: Weltausstellung Brüssel.

1912: Den Katalog „Gediegenes Gerät fürs Haus“ begleitete eine Ausstellung in Hellerau.26

1912: 24. Februar bis 24. März, Ausstellung: „Die Frau in Haus und Beruf“. Ausstellungshallen am Zoologischen Garten Berlin, Veranstalter: Deutscher Lyceum-Club. Beteiligte Firma in einer der zahlreichen Unterabteilungen der Ausstellung: Friedrich Festersen mit Töpfereien27. Diese Ausstellung entstand unter großem organisatorischen Aufwand. Die Intention war laut Ausstellungskatalog: „Die Leistungen der Frauen in Kunstgewerbe, Literatur, Wissenschaft und Kunst sollen ebenso vorgeführt werden, wie im Erziehungswesen und der Sozialpolitik. Die Wichtigkeit der Frauen für die Industrie, ‚deren größter Konsument sie ist‘, wird betont.“ Es war aber auch eine Verkaufsausstellung. Man warb besonders für die damals neuartige Gasnutzung im Haushalt und stellte Kunstgewerbe auch zum Verkauf aus. Der Lyceum-Club hatte u.a. zum Ziel, besonders die Frau als Käuferin zu informieren, zu belehren und zu erziehen28, er war ebenso ein Protagonist der Geschmacksbildung wie „Dürerbund“ und „Werkbund“.

1912: Messe Leipzig (Theis 2009 aus Winnicke, Winfried: Allgemeines Künstlerlexikon, München 2003, Quellen genannt aber nicht zugeordnet).

1913: Messe Leipzig

14

Adressbuch der Keram-Industrie in Deutschland und Oesterreich-Ungarn. 12. Auflage. Coburg 1913

15
Adressbuch der Keram-Industrie ... 14. Auflage. Coburg 1922.

1914: 4. Februar: Vortrag und begleitende Ausstellung „Künstlerische Hafnerware“ Verein für Deutsches Kunstgewerbe zu Berlin, Vortragender: Herr Dr. Ernst Jaffe29. Weitere Exponate: Max Laeuger (Kandern), Lipp (Mering), Liebarth (Straßburg), Cadinen & Karlsruher Majolika.

1914: im Sommer, Ausstellung „Moderne Keramik“, Städtische Kunsthalle Mannheim30. Didaktische Ausstellung, die einen Überblick über positive Beispiele (im Sinn der Geschmackserziehung) für moderne Keramik geben soll. Neben Festersen stellten aus: Karlsruher Majolika, Gmunden, Frohburg, Naestved, Kopenhagen, Max Laeuger, Bernhard Hötgers, Amstelhoek, Ruskin und Doulton Pottery.

1914: Messe Leipzig31.

1914: Während des Ersten Weltkriegs wurde unter Leitung von Bruno Paul aus Beständen des Kunstgewerbemuseums Berlin eine „Wanderausstellung“ zusammengestellt, die für Fachschulen bestimmt war und durch vorbildliche Werke „die allgemeine Geschmackserziehung“ dort fördern sollte. Bestandteil der Wanderausstellung Exponate der Kunsttöpferei Festersen.32


Festersen auf der Weltausstellung in Brüssel 1910

Auf dieser Weltausstellung, die vom 23. April bis 1. November 1910 in Brüssel stattfand, war Deutschland unter den größten Ausstellern vertreten. Die teilnehmenden Länder präsentierten ihre Kunst, Kultur und Wirtschaft in eigens entworfenen Häusern oder Pavillons.

Klaus-Peter Arnold (1993, Vom Sofakissen zum Städtebau) schreibt zum deutschen Beitrag:

„Mit geschwellter Brust konnte man nun endlich die seit Jahrzehnten am deutschen Selbstwertgefühl nagenden Minderwertigkeitskomplexe überwinden und es den kultivierten Franzosen, den distinguierten Engländern und der ganzen Welt zeigen, was preußischer Kasernenhofdrill noch vermochte. Sein eigentliches Ziel war ja Kultur! Deutschlands Raumkunst und Kunstgewerbe, in 40 Räumen dargeboten, fanden ‚die rückhaltlose Anerkennung der Völker‘. Der erste Weltkrieg ist hier kulturell schon gewonnen.“33

Auch hier hatte verstärkt der Nationalismus Einzug gehalten. Man wollte die deutschen Besonderheiten hervorheben und die Überlegenheit des eigenen Landes demonstrieren.

Die vorliegenden Quellen zeigen, dass Festersen mit eigenen Exponaten teilgenommen hat und eine Goldmedaille in der Klasse Keramik verliehen bekam. Ungeklärt bleibt, ob er als eigenständiges Unternehmen oder im Rahmen der „Deutschen Werkstätten“ dort auftrat.

In einer Liste der am Wettbewerb der Klasse Keramik teilnehmenden Firmen wird er nicht namentlich erwähnt (Amtlicher Katalog 1910, S. 37), nur die „Deutschen Werkstätten“.

In der Liste der Preisträger in der Klasse Keramik hingegen ist er erwähnt, ohne Hinweis auf die „Deutschen Werkstätten“. Dort steht unter Goldmedaille (Stoffers 1910, S. 20): Friedrich Festersen, Berlin34 (ebenso u.a. Kurt Feuerriegel, Erich Kleinhempel, Reinhold Merkelbach). Über der Goldmedaille gab es ein Ehrendiplom (u.a. Hugo Reinhold, Bunzlau; Hanke, Höhr; Tonwerke Kandern) und einen Großen Preis (u.a. KPM Berlin, Nymphenburg, Pecht, Konstanz; Emil Pottner, Berlin). Des Weiteren Silberne und Bronzene Medaillen. Max Laeuger sowie Meißen waren vom Wettbewerb ausgenommen. Die Medaillen und Auszeichnungen wurden wohl recht inflationär verteilt.

Festersens Arbeiten wurden offenbar in der Keramikabteilung im Deutschen Bereich gezeigt.35 Im Amtlichen Katalog von 1910 (Amtlicher Katalog 1910), in dem die einzelnen Vitrinen mit ihrem jeweiligen Inhalt verzeichnet sind, ist kein Festersen zu finden.36

Auch in den von den „Deutschen Werkstätten“ gestalteten Inneneinrichtungen ist Festersen zu sehen. Auf einem Foto eines Speisezimmers von Karl Bertsch für die „Deutschen Werkstätten“ steht auf einem Bord eine Schale, die von Festersen hergestellt worden sein könnte. Und in einem von Richard Riemerschmid entworfenen Zimmer steht eine Schale, die relativ eindeutig Festersen zuzuordnen ist.

Den Fotos nach und auch nach den Angaben von Breuer scheint Festersen keine neuartigen Entwürfe präsentiert zu haben.

16 1
Breuer 1919, S. 32, Nische eines
Speisezimmers, Karl Bertsch  
17 1
Die Kunst 1919 Bd. 22, S. 560 Damenzimmer,
Richard Riemerschmid

      



1 1907 nannte sich das Blatt „Tonindustrie-Zeitung und Fachblatt der Zement-, Beton-, Gips-, Kalk- und Kunststeinindustrie“. Geleitet von E. Cramer, Dr. H. Hecht, Dr. Fiebelkorn. Herausgeber: Chemisches Laboratorium für Tonindustrie und Tonindustrie-Zeitung Prof. Dr. H. Seger und E. Cramer GmbH. Berlin NW 2, Dreyse-Straße 4.

Bl. (Autorenkürzel): Sonderausstellung neuzeitlicher deutscher Steinzeug- und Töpferwaren im königlichen Kunstgewerbe-Museum zu Berlin. Tonindustrie-Zeitung Jg. 31. 1907 2. Halbjahr, S. 982-984+996-1000).

2 Jahrbuch der Königlich Preußischen Kunstsammlungen Berlin 1907. Weidmann S. XCIII

3 Adressbuch Berlin für 1909 unter Festersen

4 Vgl. Theis 2009, S. 6

5 Dokumentenmappe Friedrich Festersen A Rep. 342-02, Nr. 2379

6 Vgl. König, Gudrun M.: Konsumkultur. Inszeniere Warenwelt um 1900, Verlag Böhlau 2007

7 Vgl. Berding, Bianca: Der Kunsthandel in Berlin für moderne angewandte Kunst von 1897 bis 1914, unter www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000038922

8 vgl. Eidesstattliche Erklärung von Sonja Festersen vom 26. Juni 1916, Landesarchiv Berlin, Dokumentenmappe Friedrich Festersen A Rep. 342-02, Nr. 2379

9 1922 (743) Friedrich Festersen’s Kunsttöpferei G.m.b.H in Liqui. W 35 Lützowstr. 105 Festersen, Friedrich Porzellanhandlg. W 35 Lützowstr. 31 T krs 6720 [BK Deutsche Bk, Depk O] - Sonja, Kffr, W 35, Genthiner Str. 17 Gh

10 Siehe Projekte HistoMap Berlin

11 Denkmale in Berlin Ortsteile Moabit, Hansaviertel und Tiergarten. Hrsg. vom Landesdenkmalamt Berlin: Bezirk Mitte (2005) Schriftenreihe: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Imhof Verlag

12 de.wikipedia.org/wiki/Lützowplatz

13 www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/KVO7HE4RR23DFPFKJX4ON5EMED4T627A

14 Im Adressbuch für 1906 (Namensteil, S. 497) wechselt der Eintrag auf Festersen F. Porzellanwarenhdlg. Lützowstr. 31 pt. ohne weiteren Zusatz. Der Eintrag im Straßenverzeichnis wird erst 1908 geändert. Dort steht auch stets nur Porzellanwarenhdlg.

15 Vgl. Archivmaterialien der Firma Lötz – Bezirksarchiv Klatovy, www.portafontium.eu/cbguide/soap-kt/1153?language=de

16 Vgl. Hennig, Wolfgang: Kunsthandwerk um 1900, Berlin-Ost 1987, S. 154

17In dem Abschnitt für Geschäftseinträge im Adressbuch findet man bis zum Jahr 1931 einen Eintrag für den Laden. 1930 (4309+5812) Rubrik Glas-, Kristall- und Porzellanwaren (Einzelhandel): Festersen, Sonja W 35 Lützowstr. 31 T.-krf. 6720 S.T. und unter der Lützowstraße 31 steht sie auch drin Festersen, S. Porzellan. 1931 (4168) Rubrik Glas-, Kristall- und Porzellanwaren (Einzelhandel): Festersen, Sonja W 35 Lützowstr. 31 T.-krf. 6720 S.T. 1932 (4112) Kein Eintrag mehr bei den Glas-, Kristall- und Porzellanwaren

18 Im Straßenverzeichnis des Adressbuchs Berlin ist bis 1910 kein Eintrag einer Töpferei in der Lützowstraße 2 zu finden. Das Straßenverzeichnis ist hier wohl keine besonders gute Quelle, weil es offenbar nicht sauber aktualisiert wurde. Beispiel: Im Namensverzeichnis 1906 steht bereits unter Festersen, F. Porzellanwarenhandlung aber unter Lützowstraße 31 ist erst ab 1908 Festersen, F. Porzellanwarenhandlung eingetragen. Die Adressbücher erschienen vermutlich zu Beginn eines Jahres und hatten entsprechende Vorlaufzeiten im Vorjahr

19 Zum Umzug bzw. der Geschäftsaufgabe wurden die entsprechenden Quellen nicht herausgesucht. Der Verlag (Egon) Fleischel & Co existiert über das Jahr 1910 hinaus (ehemaliger Theodor Fontane Verleger), laut Internet. Über Hesekiel findet sich im Internet nur ein Hinweis, dass die Firma bis ca. 1909 produzierte

20 Vgl. Theis 2009, S. 10

21 J.J. Arnd, Verlag Übersee-Post, Leipzig. Deutsche Großbetriebe. Der Werkzeugmaschinen- und Werkzeugbau Fritz Werner A.G. Berlin 1938

22 Mitteilungen der Berliner Elektricitäts-Werke 1911, S. 76 und 77. Elektricität in einer Kunsttöpferei, ohne Verfasser.

Im Text wird auf zwei weitere Berichte über die Verwendung von Elektrizität in der Tonindustrie hingewiesen, einen aus dem August 1910 und einem „späteren“. Diese wurden noch nicht gefunden

23 Vortrag über Hafnerkeramik 1914 gehalten im Verein für Deutsches Kunstgewerbe zu Berlin von Herrn Dr. Ernst Jaffe im Februar 1914. „Ergänzend zum Vortrag führten ein Herr und eine Dame, die in den Werkstätten Festersens tätig waren, das Herstellen von Gefäßen auf der Drehscheibe und mit Formen vor und zeigten das Verzieren mit der Gießbüchse und mit dem Schwamm.“ Sprechsaal 1914, S. 119.

24 Vgl. Ekkehard und Inge Lippert, Dekore, in: Heidi Müller, Ekkehard und Inge Lippert, Bunzlauer Geschirr. Gebrauchsware zwischen Handwerk und Industrie, Berlin 1986, S. 80 ff, insbesondere Schwammdekor S. 84 ff

25 Vgl. Tonindustrie 1907, 31. Jahrgang, Nr. 81, S. 982

26 Vgl. König, Gudrun M.: Konsumkultur. Inszeniere Warenwelt um 1900, Verlag Böhlau, 2007, S. 74

27 Ausstellung "Die Frau in Haus und Beruf" unter dem allerhöchsten Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin u. Königin, Berlin 1912, 24. Februar bis 24. März, Ausstellungshallen am Zoologischen Garten; mit einem Plan der Ausstellung. Körperschaft: Deutscher Lyceum-Club; Berlin, R. Mosse, 1912 Umfang: 304, 128 S. Eintrag S. 75: „Friedrich Festersen, Berlin, Lützowstrasse, Töpfereien“. Mehr über diese Ausstellung im Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, Magistratsakten: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/E6B4SKVTZGCM4NOFP2HA3OX6AJGK7SHC

28 Eine umfangreiche Darstellung des Lyceum-Clubs und der Ausstellung 1912 findet sich bei Gudrun

M. König 2007, Konsumkultur: inszenierte Warenwelt um 1900

29 Sprechsaal für Keramik, Glas, Email, Silikate, Band 47,Teil 1 1914, S. 119. Vortrag über künstlerische Hafnerware. Tonindustrie-Zeitung 1914, 2, S. 294, Künstlerische Hafnerware

30 Diese Schau gibt einen Überblick über die Leistungen der verschiedenen Manufakturen von Karlsruhe, Gmunden Frohburg, Festersen, Naestved, Kopenhagen etc.“ Ausstellungen (Titel) Die Kunst, Monatshefte für die freie und angewandte Kunst – Angewandte Kunst der „Dekorativen Kunst“.1914 Bd. 30, S. 244. Bruckmann

31 Die Porzellan- und Glashandlung 1914 (Keine Titel, es handelt sich um Annoncen): Heft 7 (14.2.1914, S. 181), Heft 8 (21.2.1914, S. 247), Heft 9 (28.2.1914, S. 315), Heft 32 (8.8.1914, S. 777) und Heft 33 (15.8.1914, S. 798)

32 Vgl. Scheffler, Wolfgang: Werke um 1900, Kunstgewerbemuseum Berlin 1966, S. 6

33 Vgl. Arnold, Klaus-Peter: Vom Sofakissen zum Städtebau, Dresden-Basel 1993

34 Stoffers, Gottfried. Deutschland in Brüssel 1910: Die Deutsche Abteilung der Weltausstellung. Köln DuMont Schauberg, 1910

35 Breuer, Robert. German Arts and Crafts at the Brussels Exhibition. 1910 Stuttgart, 128+5 S.

https://archive.org/stream/germanartscrafts00breuuoft#page/n13/mode/2up

„In the Ceramic Section we find work of the familiar type by Riemerschmid, Lauger and Festersen“.

36 Weltausstellung Brüssel 1910: Deutsches Reich. Amtlicher Katalog. Verlag Stilke, Berlin, 1910, 375 S.

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